Im voll besetzten Bacchus-Keller fand der Kulturreferent der LH München ein interessiertes Publikum. Bevor er über die städtische Kulturpolitik informierte, sprach er zunächst über seinen persönlichen Werdegang.
Geboren in Oberhausen, im Ruhrgebiet, studierte er Germanistik, Philosophie und Pädagogik, um Lehrer zu werden. Nach dem Examen musste er allerdings feststellen, dass er sich gemeinsam mit 40.000 anderen arbeitslosen Lehrkräften bewarb – bei 400 Bewerbungen um eine Stelle im Schuldienst. Er ging daher gerne zur Volkshochschule, wo er Fachbereichsleiter für kulturelle Bildung wurde und weitere Ämter im Kulturbereich, u.a. in Bochum, innehatte.
Das Amt des Münchner Kulturreferenten, das er seit knapp 10 Jahren ausübt, bezeichnete er als abwechslungsreich – und anstrengend, da er für die Städt. Theater, Museen, Bibliotheken, die Volkshochschule (VHS), Rathausgalerie und Stadtteilkultur zuständig ist. Im Kulturbereich gibt es ca. 1.500 Beschäftigte, davon 600 in den Bibliotheken und 300 in den Kammerspielen.
Als Ziel seiner Arbeit bezeichnete er es, die Rahmenbedingungen zu schaffen, unter denen sich Kunst und Kultur frei und autonom entwickeln können - und kulturelle Teilhabe für alle zu ermöglichen.
Kulturpolitik ist eine freiwillige Aufgabe und als solche ein echter Beweis kommunaler Selbstverwaltung. Ohne Kunst und Kultur entwickeln sich auch Freiheit, Solidarität und Gerechtigkeit nicht – d.h. die hier getätigten Ausgaben sind Investitionen in die geistige Infrastruktur der Stadt (es ist falsch, hier von „Subventionen“ zu sprechen). 2017 ging es um 210 Mio EUR, d.h. 3,3% des Stadthaushaltes von 6 Mrd. EUR. Daher kann man den Kulturhaushalt als „relativ bescheiden“ bezeichnen. Die Stadtbibliothek hat mit 40 Mio den größten Anteil, gefolgt von den Kammerspielen mit 34 Mio., den Philharmonikern mit 29 Mio und der Freien Kulturszene mit 29 Mio. etc. Bezogen auf die 1,5 Mio Münchnerinnen und Münchner und 365 Tage sind das täglich 68 Cent pro Person. Ebenso wie die Stadt muss auch der Kulturbereich wachsen, wenn er die persönliche Entfaltung der Bürgerinnen und Bürger über kulturelle Angebote ermöglichen will. 2016 stellte die UNESCO den Zusammenhang von Entwicklung der Städte, Kultur und Zukunftsfähigkeit fest. Städte sind nur zukunftsfähig mit kulturellen Angeboten. Der sozialdemokratische Kulturbegriff meint ein Bürgerrecht für Alle auf Kultur und sieht darin ein wichtiges kommunales Recht. Ausbau der kulturellen Infrastruktur in München:
Neubau Volkstheater auf dem ehem. Schlachthofgelände (ca. 120 MIo)
Sanierung Gasteig 450 Mio (einstimmiger Stadtratsbeschluss 04/17)
Sanierung Stadtmuseum (Arch. Gräßl): soll die Geschichte aller Münchner zeigen
Neubau NS-Dokumentationszentrum: hat den Königsplatz „zurückerobert“; seit Eröffnung 2015 300.000 Besucher/-Innen, davon viele Schüler/-innen (Erinnerungskultur:„Was geht mich das heute an?“).
Volkshochschule: Ursprung in der Arbeiterbewegung, Chancen- und Bildungsgerechtigkeit. Erweiterung Neubau Einsteinstr. 78: Kurse bereits ausgebucht.
Stadtbibliotheken: 23 im Stadtgebiet, jährl. 4,8 Mio Besucher, Tendenz steigend. Samstagsöffnung gestartet.
Stadtteilkulturarbeit und –häuser stark ausgebaut: Chance, selber Kultur zu gestalten; e.a. Engagement!
Förderung von Künstlerinnen und Künstlern: große städt. Förderprogramme in allen Kunstbereichen, zahlbare Mieten ermöglichen, Auslandsaufenthalte, Produktionen
Internationale Kulturarbeit: Zusammenarbeit mit dem Goethe-Institut, Villa Waldberta, Ebenböckhaus in Pasing (Künstleraufenhalte).
Interkulturelle Arbeit: andere Kulturen anerkennen. Stadtgesellschaft war immer heterogen. „Leitkultur“ heißt Dominanz einer bestimmten Kultur. Ziel: Einheit in Vielfalt.
Inklusion: immer fragen: Behindern wir Menschen, am kulturellen Leben teilzunehmen? Zugang ermöglichen! Die größtmögliche Heterogenität wird erstrebt.
Um alle diese Ziele zu erreichen, bedarf Kultur der Sicherung/Sicherheit.